Romana Del Negro

Adrian Müller, INJAWA SCHODAU, Ausstellungsraum25, Zürichseezeitung, 2003

13. März 2003
  • Einzelaustellung
    Ausstellungsraum25 (Kenworthy-Ball), Zürich
  • Zürichseezeitung
    Adrian Müller

Injawa Schodau

Schöne Wörter

Zürich: draussen, draussen an der Ankerstrasse der Alltag mit seinen gesicherten Werten: Autos, Vögel, Frühlingssonne, Dahineilende. Drinnen, im Ausstellungsraum25, die Kunst zu deren Meriten es gehört, das Lob des Unbekannten zu singen. Da ist Klagen, Klopfen und Klirren, fernes Singen, Flüstern und Tiegergeschrei, eisernes Kichern und das dumpfe Pochen des Herzens. Da ist Himmelsbläue und Sonnengelb, Blutrot wird Eisblau, Violett, Mandarin, ein Blinken und Flackern, gemächliche Über-blendungen und rasche Schritte. Injawa Schodau heisst Romana Del Negros «Komposition für 108 Lichtobjekte», Injawa Schodau heisst nichts, dass heisst alles. Del Negro setzt uns zu ihrer Diaprojektion in eine Black Box und führt durch einen form-, farb- und klanggesättigten Zaubergarten. Eine metamorphosenreiche Expedition, ein dämmeriger Traum, von dem man nicht so genau weiss, ob er freundlich oder feindlich ist.

Die Künstlerin hat die Reflexionen des Lichts auf ihrem eigenen Körper eingefangen und am Computer zum 22-minütigen, opulent-opaleszierenden Bilderfluss verwoben. Ihr Röntgenblick erkundet ein imaginäres Inneres, das pulst und atmet und sich ausnimmt wie eine subtile Science-Fiction-Mär mit wechselnden Stimmungen. Eindeutig ist in diesem Arkanum nichts. Man kann sich versuchen in Formen-Deuten - ist nicht da eine Brust, dort eine Wirbelsäule, ein Fisch, ein Frosch mit aufgesperrtem Maul? Ein bisschen ähnelt das dem Vergnügen, den ständigen Wechsel der Dinge bedenkend, in Wolken zu lesen.

Wer wieder auf die Ankerstrasse tritt, zu den Autos, den Vögeln, der Frühlingssonne und den Dahineilenden, hat das Gefühl, in naher Ferne geweilt zu haben, Zeuge eines änigmatischen Gespräches gewesen zu sen.