Romana Del Negro

Christina Peege, ÜBERFLUG UND TAUCHGANG, Kunstraum Oxyd, Landbote, 2011

17. Mai 2011
  • Gruppenausstellung
    Oxyd, Winterthur
  • Landbote
    Christina Peege

Überflug und Tauchgang

Wo können regionale Kunstschaffende in Winterthur überhaupt noch ausstellen? Geeignete Lokalitäten lassen sich inzwischen an einer Hand abzählen. Nun bieten die Oxyd-Kunsträume ein neues Podium. Zurzeit läuft die Testphase: Sie ist vielversprechend.

In den Kunsträumen Oxyd wird mit viel Freude am Risiko experimentiert: Nachdem in Winterthur etliche für das lokale und regionale Kunstschaffen wichtige Ausstellungsräume geschlossen wurden, erprobt das Oxyd-Team ein neues Konzept. Parallel zur sogenannten «Plattform», auf der während zweier Monate Schweizer Kunstschaffende vorgestellt werden, kommen auf dem «Podium» regionale und lokale Kunstschaffende während eines Monates zum Zug. Damit sich die zwei Bereiche inhaltlich keine Konkurrenz machen, bildet der grosse, legendäre Oxyd-Esstisch die institutionelle Grenze. Das ist auch gut so, denn wer sich optisch durch den Pflaumenberg der Plattform gefuttert hat, bedarf der Stärkung und inneren Einkehr, denn was auf dem Podium geboten wird, ist den Positionen auf der Plattform durchaus ebenbürtig, wenn auch von den Exponaten her nicht ganz so umfangreich. Während dieses Jahr noch mit den parallel geführten Ausstellungen experimentiert wird, soll die Plattform ab kommendem Jahr in regelmässigen Abständen durchgeführt werden.

Ein «abgehobenes» Spiel: Getestet wird das Podium zurzeit von drei Kunstschaffen-den: Romana Del Negro (*1968), Sibylle Völkin (*1971) und Fant Wenger (*1971). Alle drei hatten in jüngster Vergangenheit bereits ein- oder mehrmals einen Auftritt im Oxyd, sodass die aktuelle Ausstellung durchaus so etwas wie ein Heimspiel ist. Alle drei haben sich im weitesten Sinn mit Chaos und Ordnung auseinandergesetzt.

(...)

  • Der Blick nach innen: Ganz der inneren Welt verpflichtet sind die Werke von Romana Del Negro. Soll man sie als Malerei oder als Zeichnungen betrachten? Del Negro war nie Malerin, aber hier überschreitet sie spielerisch die Grenzen zwischen den beiden Möglichkeiten. Die schwarzen Linien früherer Zeichnungen sind verschwunden, auch die Härte, die damit einherging; die Künstlerin lotet eher die Möglichkeiten von Farbe aus. Der Radiergummi ist ein wichtiges Arbeitsinstrument Del Negros: Damit korrigiert sie keine «Fehler weg», sondern gestaltet Linien zwischen Farbfeldern. Ob hier Ordnung oder Chaos herrscht, ist irrelevant. Del Negros Bilder sind Tauchgän-ge in die Tiefen ihrer eigenen Befindlichkeit. Dieser Blick nach innen bringt ebenso sehenswerte Werke hervor wie der Blick nach aussen (oder weit nach unten), der im Innersten provoziert.